Mein Praxissemester im Reich der Mitte

Als ich erfuhr, dass es für mein Praxissemester 3 Monate nach Shanghai gehen soll, stieg direkt die Vorfreude, da mein Interesse am asiatischen Kontinent seit jeher hoch war. Dennoch flog ich mit gemischten Gefühlen. Schließlich sollte mich dort eine andere Kultur, ein anderes politisches System und auch eine andere Mentalität erwarten. Die Arbeitskollegen, meine chinesischen Mitbewohner, sowie die anderen Menschen sorgten jedoch schnell dafür, dass ich das Land und vor allem die 23-Mio.-Metropole Shanghai lieben lernte.

Nach einem anstrengenden Flug, war ich froh, als ich meine Mitbewohner (Kollegen aus dem Marketing und Vertrieb), meine Arbeitskollegen und damit verbunden auch unseren Standort in Shanghai kennenlernen durfte. Nachdem ich zu Beginn einige Einführungen erhalten habe, unterstützte ich die Kollegen vor allem in Aufgaben im Serviceumfeld. Das Projekt, welches ich hauptsächlich unterstützte, war die Einführung von „MSE 2.0“, einer mobilen Plattform, welche den Servicetechniker bei der Planung und Ausführung seiner Aufträge unterstützt. Des Weiteren konnte ich Einblicke in viele andere Themengebiete erhalten, so durfte ich u.a. einer Budgetdiskussion beiwohnen. Die Arbeit im Büro unterscheidet sich nicht signifikant zu der in Deutschland, bis auf den Fakt, dass Flüstern als eher unhöflich angesehen wird und die Lautstärke dadurch teilweise abweicht 😉 Allerdings muss man auch beachten, dass die Kollegen unsere westliche Kultur kennen und damit umgehen können. In chinesischen Unternehmen unterscheidet sich die Arbeitskultur daher teilweise wieder komplett. Für mich war die Arbeit stets spannend und informativ und genauso verhielt es sich mit der Zusammenarbeit mit Kollegen. An dieser Stelle nochmals besonderen Dank an unsere Verantwortliche von InfoServe China Pingping Shi, welche mich in zahlreichen Fragestellungen unterstützt hat, falls es nötig war und an Hui Ye, welcher mich im Serviceumfeld unterstützt hat.

Neben der gemeinsamen Arbeit haben mich die Kollegen auch beim Mandarin lernen immer wieder unterstützt. Wer in China ist, sollte die Zeit nutzen um ein bisschen Mandarin zu lernen. Eigentlich bleibt einem dies auch gar nicht wirklich erspart, da im Grunde kein Taxifahrer oder Kellner englisch spricht. Auch wenn ich nur wenige Begriffe und Phrasen gelernt habe und vermutlich nur an die 5 Zeichen selber schreiben kann, hat es teilweise Situationen erleichtert. Aber ansonsten ist die Verständigung mit Händen und Füßen meist auch recht amüsant verlaufen. Man darf hierbei auch nicht vergessen, dass im heutigen Zeitalter alles durch Apps erleichtert wird. Sofern dies keine Google Dienste sind 😉 Wer Mandarin lernen will, sollte sich jedoch bewusst sein, dass die Schriftzeichen nur eines der Probleme sind. Die Aussprache ist eine weitere große Herausforderung. Wenn man es schafft, dass der Kellner die Bestellung richtig versteht, weiß man, dass man auf dem richtigen Weg ist. 😉

In meinem Rückblick darf ein Kommentar zur chinesischen Küche nicht fehlen, welche sich stark von den deutschen Vorstellungen der chinesischen Küche differenziert. Die Auswahl ist riesig, genauso wie es dieses Land eben auch ist. Neben den „Dumplings“, die sehr den schwäbischen Maultaschen ähneln können, lernte ich besonders das arabisch angehauchte Essen aus der Xinjiang-Provinz im Westen Chinas sowie den „Hotpot“ lieben. Beim Hotpot wird Fleisch, Fisch und Gemüse in eine kochende (traditionell scharfe) Brühe geworfen. Aber Vorsicht: Anders als es beim Schweizer Fondue der Fall ist, bietet das Einlegen eines Stücks keine Garantie, dass man dieses auch bekommt 😉 Neben diesen üblichen und äußerst köstlichen Speisen war ich jedoch auch neugierig und wagte mich an Speisen wie Heuschrecken, Schlange und Kuhhoden, welche in Shanghai schwer zu finden sind. Letzteres kann ich nicht weiterempfehlen, dies würde ich den Z-Promis im Dschungelcamp überlassen. Allgemein lässt sich sagen, dass die chinesische Küche viel mehr als gebratene Nudeln und Frühlingsrollen zu bieten hat. Man muss sich darauf einlassen, aber dann wird man immer wieder geschmackliche Highlights finden. Neben den Speisen an sich, hat mir die Art zu essen sehr gefallen. Anders als in Deutschland bestellt sich nicht jeder ein Menü, es werden viele kleine Speisen bestellt und geteilt. Durch den Fakt, dass alles geteilt wird, und dass manche Gerichte schwer mit Stäbchen zu essen sind, kann man sich vorstellen, wie die Tischdecken nach den gemeinsamen Essen hier aussehen 😉

Hotpot

Hotpot

Kuhhoden

Kuhhoden

 

 

 

 

 

 

 

 

Meine Wochenenden und meinen Urlaub nutzte ich zum Reisen. Das Zugnetz ist sehr gut ausgebaut, weshalb meine Ausflüge meist am Bahnhof begannen. Insgesamt konnte ich so 13 Städte sehen. Obwohl sich jeder Ausflug gelohnt hat, sind einige hervorzuheben. Ein Highlight war sicherlich ein verlängertes Wochenende, welches ich mit allen Arbeitskollegen von InfoServe China in Chengdu verbracht habe. Chengdu, die Hauptstadt der Provinz Sichuan hat neben sehr (sehr sehr) scharfem Essen unter anderem die größte Aufzuchtstation für Pandas zu bieten. Ich konnte die Chance nutzen in dieser Zeit auch noch Chongqing, eine der größten Städte der Welt zu besuchen, welche komplett in den Bergen liegt. Ein weiteres Highlight war ein Ausflug nach Peking, bei dem ich die chinesische Mauer und die Verbotene Stadt besichtigt habe. Auch wenn dies der übliche Touristenkram ist, ist es nur zu empfehlen. Am Ende meines Aufenthaltes nutze ich meinen restlichen Urlaub, um durch den Süden Chinas zu reisen. Neben Guangzhou und Shenzhen besuchte ich die Sonderverwaltungszonen Hongkong und Macau, sowie Taipei, die Hauptstadt der Republik China auf Taiwan. Die Eindrücke und Bilder, welche ich hier gesammelt habe, würden den Rahmen dieses Blogeintrages sprengen, aber ich kann diese Ziele nur wärmstens weiterempfehlen.

Alles in allem bin ich sehr dankbar, dass ich diese unvergessliche Zeit in China verbringen durfte. Shanghai ist eine wunderbare Stadt und China ein unglaublich facettenreiches Land, weshalb dies hoffentlich nicht mein letzter Aufenthalt hier war. Ich bin dankbar für viele Freundschaften und Erfahrungen, von denen ich noch lange erzählen werde.

Tim Huse

 

Victoria Peak - Hongkong

Victoria Peak – Hongkong

Taipei 101 - Taipei

Taipei 101 – Taipei

Chinesische Mauer

Chinesische Mauer

Canton Tower - Guangzhou

Canton Tower – Guangzhou

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