Mein Auslandspraktikum im PC Yamanashi

Wie die Überschrift es schon vermuten lässt, möchte ich euch ein bisschen etwas über meinen Auslandsaufenthalt berichten. Und zwar bekam ich (Azubi techn. Produktdesignerin) die Möglichkeit ein 6-wöchiges Auslandspraktikum im „Land des Lächelns“ zu absolvieren. Diese Chance wollte ich mir natürlich nicht entgehen lassen und so hieß es für mich am 17.07.14 erst einmal  „Auf Wiedersehen Deutschland!“ und einen 12 stündigen Flug plus sieben stündiger Zeitverschiebung später „Konichiwa Japan!“. Gleich nach meiner Ankunft erwartete mich schon ein Mitarbeiter des PC Yamanashi am Flughafen, um mit mir gemeinsam den Zug nach Kofu zu nehmen, wo ich im Leopalace, einer Art Reihenwohnungsblock, ein kleines Apartment beziehen würde. Nach weiteren 1 ½ Stunden kamen wir in Kofu an und ich wurde freundlich von einem Mitarbeiter empfangen, der mich mit dem Auto zu meinem Apartment fuhr. Er erklärte mir hier auch zunächst wie sämtliche elektronischen Geräte etc. funktionieren und zeigte mir den nächstgelegenen Supermarkt und den Convenience Store (Laden der 24 Stunden 7 Tage die Woche geöffnet hat) gleich um die Ecke. Hier besorgte ich mir schon mal das nötigste an Lebensmitteln für das anstehende Wochenende.  

Mein Apartment:  

Die Wohnung die ich mein zu Hause nennen durfte war „klein aber fein“. Alles was ich zum Leben brauchte war hier vorhanden, nur eben in einer kompakteren Größe. Ich besaß eine Küchenzeile mit Herdplatte und Waschbecken, einen Kühlschrank mit Gefrierfach, eine Waschmaschine, ein Badezimmer, einen Fernseher (natürlich ausschließlich japanisches Fernsehprogramm), ein Bett, eine Klimaanlage (sehr wichtig!) und natürlich Internetanschluss.  Drei Wohnungen zu meiner Rechten war Daniel, ein Student aus Freiburg, untergebracht.  Er machte ein halbjähriges Praktikum im PC Yamanashi und war schon ein paar Monate vor mir angereist. Da er einen WLAN-Router in seiner Wohnung hatte, verfügte ich die meiste Zeit auch in meiner Wohnung über WLAN. Ansonsten stattete ich einfach dem nächsten „Seven Eleven-Store“, meinem zweiten zu Hause in Kofu, einen Besuch ab und nutze dort das freie Internet.  

         

   

Die Arbeit im PC-Yamanashi:  

Vorweg muss man sagen, dass sich das PC-Yamanashi schon sehr stark von PC Maulburg unterscheidet. Der größte Unterschied ist natürlich erst einmal die Größe der Firma und die wesentlich geringere Anzahl an Mitarbeitern. Aber auch bspw. die Pausenzeiten sind anders als die in Deutschland geregelt. Übrigens werden diese dort (ähnlich einem Schulgong) durch eine kurze Melodie über Lautsprecher angekündigt. Die Cafeteria ist natürlich ebenfalls kleiner verglichen mit unserer in Maulburg. Die Essens-Menüs sind hier komplett anders aufgebaut, aber wirklich sehr lecker! Es gibt hier vier „Bentos“ (ähnlich wie Essensboxen) zwischen denen man sich entscheiden kann und die man per Zettel vorbestellen muss. Unterschieden werden diese in normal, healthy, variety und noodle Bentos. Zu jedem dieser Menüs gibt es  in der Regel eine Schale mit Reis und eine (Miso-)Suppe. Es gibt gratis Tee (kalt oder warm) und ansonsten einen Getränke- und Nudelsuppenautomaten. Allgemein ist das Essen in Japan eine sehr wichtige „Beschäftigung“ und so war auch eines der ersten Wörter die ich auf Japanisch gelernt habe „oishii“ (=lecker).  Beim Mittagessen und eigentlich bei jeder Mahlzeit, ist es üblich und völlig normal, dass jeder sein Essen „mit jedem“ teilt. Bentos, Nudelsuppen und Salate werden einmal den kompletten Tisch durchgereicht, damit jeder einmal probieren kann. Und, ihr werdet es euch sicherlich schon gedacht haben, gegessen wird hier nur mit Stäbchen 😉  

In der Research und Developement Abteilung (R&D), in der ich mitgearbeitet habe, wird jeden Morgen ein Stand-up Meeting gehalten, bei dem alle auf Englisch erzählen was sie am Tag davor gearbeitet haben und was an diesem Tag ihre Aufgabe sein wird. Zusätzlich muss jeder, ca. alle zwei Wochen ein „Show and Tell“ halten, bei dem man (ebenfalls auf Englisch) ca. 5 min über ein Thema seiner Wahl, wie z.B. ein Hobby oder ein Erlebnis, spricht. Das alles dient zum besseren Englischsprechen und präsentieren Lernen, aber auch sozialen Aspekten. Anfangs fand ich dieses morgendliche Routineprogramm noch etwas gewöhnungsbedürftig, aber mit der Zeit hat es sogar richtig Spaß gemacht und es war interessant zu erfahren an welchen Projekten meine Arbeitskollegen gerade arbeiteten. Während meiner Zeit in FEK Yamanashi, war es meine Aufgabe mithilfe unseres CAD Programmes ProE die 3D Modelle und Zeichnungen von verschiedenen Werkstücken und Baugruppen zu erstellen. Ich unterstütze hierbei den einzigen Konstrukteur in der Abteilung. Außerdem übernahm ich (sehr) alte Freihandzeichnungen in das CAD-System, was teils wirklich anstrengend war. Anstrengend deswegen, da die Zeichnungen meist noch viele Fehler besaßen, die der Konstrukteur und ich verbessern mussten. Hinzu kam, dass in Japan einige Normen anders sind und bspw. die Projektionsmethode für die Zeichnungserstellung gerade verkehrt herum verglichen zu unserer ist. Außerdem gab ich ungefähr zweimal die Woche ein „Basic-ProE-Training“ für die Design-Gruppe, in dem ich ihnen Schritt für Schritt zeigte wie man verschiedene Bauteile modelliert, Baugruppen erstellt und die entsprechenden Zeichnungen ableitet im 3D. Alles in allem die Grundlagen des Programmes. Man muss dennoch dazu sagen, dass die Leute aus der Design-Gruppe fast kein Englisch sprechen bzw. verstehen können. Es war also wesentlich schwieriger als ich mir das anfangs vorgestellt hatte und selbst mit Händen und Füßen war die ganze Sache eine große Herausforderung. Allerdings zeigten alle Beteiligten große Motivation und gaben ihr Bestmögliches, sodass es mir viel Spaß gemacht hat das Training zu geben.  

Übrigens, zur Arbeit und in der Freizeit war ich anfangs noch oft mit dem Fahrrad unterwegs. Später als ich dann die japanische Übersetzung meines Führerscheins auf dem Tisch hatte, durfte ich auch mit dem Firmenwagen „durch die Gegend düsen“ 😉 Allerdings herrscht in Japan Links-Verkehr und auch die restlichen Verkehrsregeln werden eher locker angesehen…  

In meiner Freizeit: 

Wie ihr euch vorstellen könnt, habe ich während meiner Zeit in Japan natürlich nicht nur gearbeitet. Vielmehr unternahmen meine Kollegen jedes Wochenende und an den Feiertagen etwas Neues mit mir: 

  • Barbeque: Gleich am ersten Wochenende war ich zu einem „typisch japanischen „ Barbeque , an einem beschaulichen Grillplatz im Wald, eingeladen. Später wurde auch noch geangelt.

      

  • Matsumoto castle: Ich besuchte zusammen mit zwei anderen Arbeitskollegen das Matsumoto castle.  Danach schauten wir uns noch einen örtlichen Schrein an.

          

  • Hanabi: In der Zeit in der ich in Japan war, fand gerade die  Feuerwerk-Saison, oder auch „Hanabi“ (wörtl. übersetzt= Feuerblume), statt. Ich hatte die Gelegenheit verschiedene kleinere und größere Feuerwerke zu sehen. Ein Highlight war das Feuerwerk am Suwa-Lake.
  • Tokio – Odaiba/Skytree/Shibuya: Da Kofu nur etwa 2 ½ Stunden Auto- bzw. Zugfahrt von Tokio entfernt ist, war ich auch einige Male in der Hauptstadt Japans. Ich besuchte zusammen mit Arbeitskollegen den Stadtteil Odaiba und war auf der Spitze des Skytrees und genoss den Ausblick auf Tokio. natürlich besuchte ich auch den Stadtteil Shibuya, ein Traum um shoppen zu gehen und verschiedene ausgefallene Modestile zu bewundern 😉

            

     

  • Ghibli studios: Als kleines Kind war ich ein großer Anime- und Manga Fan. Daher ging ein kleiner Kindheitstraum in Erfüllung, als ich die Möglichkeit bekam das Ghibli Museum zu besuchen. Leider war es hier nicht erlaubt von innen zu fotografieren…

        

  • Kofu: Nach der Arbeit war ich oft zu Fuß in Kofu unterwegs und habe die Gegend ein wenig erkundet. Ich besuchte bspw. den Kose-Park oder sah mir die schöne Umgebung mit den vielen Reisfeldern an.

           

Mein Fazit:  

Abschließend kann ich nur sagen, dass die Zeit in Japan einfach spitze war 😀 Ich bin rückblickend immer noch total überwältigt von den verschiedenen kulturellen Eindrücken und der großen Gastfreundlichkeit der Menschen, die ich erleben durfte. „Omotenashi“ (=Gastfreundschaft) wird hier ganz groß geschrieben und es ist wirklich unglaublich wie nett und hilfsbereit jeder zu mir war. Dadurch sind meine zitternden Knie die ich vor meiner Reise hatte, schon kurz nach meiner Ankunft verflogen und ich habe die sechs Wochen sehr genießen können. Bei der Kommunikation war ich natürlich komplett auf meine Englischkenntnisse angewiesen und konnte diese dadurch auch noch weiter ausbauen. Das Wetter war die meiste Zeit wirklich grandios, bzw. mit 38 Grad schon fast zu heiß,  für einen japanischen Hochsommer aber vollkommen normal 😉 Natürlich habe ich auch eine Menge persönliche Erfahrungen gemacht und habe gelernt auf eigenen Füßen zu stehen. Ich glaube ich selbst hätte mir am aller wenigsten diesen großen Schritt zugetraut, aber ich bin wirklich froh, dass ich zum einen diese Chance bekommen habe und dass ich sie auch wahrgenommen habe. Ich kann euch wirklich nur empfehlen, falls ihr die Möglichkeit für einen Auslandsaufenthalt/ein Auslandspraktikum bekommt, daran teilzunehmen. Es ist wirklich eine Erfahrung für‘s Leben 🙂

Liebe Grüße

Eure Jessica 🙂

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